Die diesjährige Konferenz zum wissenschaftlichen Tauchen führte wissenschaftliche Taucher aus aller Welt auf die portugiesische Insel Madeira. Sie verbindet sowohl den Workshop „Research in Shallow Marine and Fresh Water Systems“ sowie das internationale Symposium on Scientific Diving. Die Veranstaltung soll all jenen eine Plattform bieten, die Methoden des wissenschaftlichen Tauchens als unumgängliches Werkzeug für ihre alltägliche Forschung nutzen – egal ob Jungwissenschaftler oder fest etablierte Größe der Forscherszene.

In diesem Sinne bot sich ein guter Anlass, unsere Blicke auch einmal über die eigene Uferlinie hinaus schweifen zu lassen und sich über laufende Projekte in der ganzen Welt zu informieren. Die Vorträge reichten von UW-Archäologie über naturwissenschaftliche Forschungsthemen in Bereichen der Biologie, Ökologie, Geologie bis hin zu computergestützten Vorhersagemodellen zu Fischbewegungen. Neben der Präsentation praxisnaher Projekte wurden auch Einblicke in die Ausbildungsstrukturen in Portugal sowie den strukturpolitischen Aufbau der US-amerikanischen Forschungsgemeinschaft (American Academy of Underwater Sciences) gegeben.
Wer beim „wissenschaftlichen Tauchen“ zu allererst an bunte Korallenriffe und versteckte Schätze in der Karibik denkt, wird bei der bildreichen Dokumentation der finnischen Projekte unweigerlich eine Gänsehaut bekommen. Besonders beeindruckend ist die Arbeit der finnischen Nachbarn mit Ihren Untersuchungen an Schiffswracks im finnischen Archipel. Dabei ist der Einstieg durch Eisloch obligat und der Trockentauchanzug Standardequipment.

Einen größeren Kontrast zu diesen Eindrücken als die Präsentation der marinen Forschung in den Korallenriffen der Malediven ist kaum vorstellbar. Der Hintergrund ist allerdings ein ernstzunehmender. Mit steigenden Temperaturen und dem damit verbundenen CO2-Stress nimmt das Absterben der Korallen in Form der bekannten Korallenbleiche stetig zu. Besteht die Möglichkeit die variable Stressresistenz verschiedener Korallenstämme zu nutzen und somit dem Absterben möglicherweise Herr zu werden? Im Verlauf der zweitägigen Konferenz werden viele bekannte Fragen aufgeworfen und Neue formuliert. Diskussionsstoff ist reichlich vorhanden, sodass auch über die Abschluss-Session hinaus bis spät in die Nacht über unterschiedlichste Belange des wissenschaftlichen Tauchens debattiert wurde.

Und selbstverständlich kommen auch unsere deutschen Gefilde nicht zu kurz. Die aktuellen Ergebnisse zum laufenden Monitoring des Störmthaler Sees werden von Christin Müller in einer interessanten und bildreichen Präsentation vorgestellt. Die Entwicklung vom sozusagen „neugeborenen See“ hin zu einem gut ausgebildeten Habitat mit verfolgen zu können, stellt eine Besonderheit dar, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Als Binnengewässer bildet unser Untersuchungsgebiet eine Ausnahme zwischen all den exotischen marinen Tauchspots von subarktisch bis tropisch. Das Engagement der deutschen Wissenschaftstaucher findet bei den Kollegen aus aller Welt reichlich Lob, sodass wir nicht umhin können, uns insgeheim auch selbst ein ganz klein wenig auf die Schulter zu klopfen. Auch in diesem Jahr wird es weitere Monitoring-Kampagnen geben, auf deren Ergebnisse wir bereits sehr gespannt sind.